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Mittwoch, 22. April 2020

Nie einmal noch weg, Auszug II

Jonas spürte eine kühle Brise vom Rhein und klappte seinen Jackenkragen hoch. Die Lichter der Promenadenlaternen und der Theodor-Heuss-Brücke spiegelten sich in dem breiten Fluss und wirkten, als ob es dort unter der unruhigen Wasseroberfläche noch mehr gab, eine weitere Stadt, ein rheinhessisches Atlantis, das voller Geheimnisse steckte. Einmal eintauchen und sich vom Sog mitziehen lassen. Gegenwehr hatte er sowieso schon zu Beginn des Abends eingestellt.
Das Mädchen, das seine Hand haltend mit ihm Richtung Malakoff-Passage schlenderte, hatte wenig Mysteriöses an sich. Sie hieß Lisa und studierte im dritten Semester Jura. Laut eigener Aussage wollte sie es sich jedoch noch ein Jahr anschauen und dann entscheiden, ob sie weitermachen würde. Als Alternative könnte sie sich vorstellen, Medizin zu studieren, weil das ihrer Meinung nach weniger Fleißarbeit erforderte. Er hatte sich einen Kommentar verkniffen und sich gefragt, wie solch verheißungsvolle braune Augen so wenig zu bieten haben konnten. Sie hatten dieselbe Farbe wie ihre Haare, die im orangefarbenen Licht der Promenadenlaterne manchmal wie braunes Gold strahlten und ihr in langen Wellen den Rücken hinabglitten. Er schloss kurz die Augen und stellte sich vor Charlottes, anstatt ihrer Hand zu halten, aber das fühlte sich sowohl ihr als auch ihm gegenüber unfair an. Den Vergleich konnte sie niemals standhalten und es würde sie für ihn auch nicht attraktiver machen, ihn jetzt zu vollziehen. 
Lisa und er hatten sich auf Tinder kennengelernt und sie war es, die ihn anschrieb, nachdem sein Handy ihm verkündet hatte, dass es ein neues Match gebe, um das er sich zu kümmern hatte. Sie war nicht sein erstes Tinder-Date seit er in Mainz wohnte, aber wohl sein hübschestes und gleichzeitig belanglosestes. 
Als er für sein Studium in die Landeshauptstadt gezogen war, hatte er sich sofort die App installiert und war direkt überrascht gewesen, wie einfach es ihm teilweise gemacht wurde. Als wäre es heutzutage zu anstrengend, sich die Mühe zu machen, wie etwas zu wirken, für das es sich zu kämpfen lohnte. Wobei das alles natürlich auf Gegenseitigkeit beruhte. Eine merkwürdige Anpassung an das Sich-selbst-unter-Wert-verkaufen, um das zu bekommen, was man heutzutage „Spaß haben“ nannte. 
Aber er wäre sowieso noch nicht bereit gewesen, jemanden wirklich an sich heranzulassen. Ein oder zwei Dates im Monat mit wildfremden Schönheiten waren da keine schlechte Alternative. Obwohl er zugeben musste, dass Lisa ihm auf ihrem Profil wirklich sehr gut gefallen hatte. Seine jetzige Desillusion als Zeichen dafür, solche Prognosen künftig besser zu unterlassen.
Sie hatten am Mainzstrand jeweils zwei Weinschorle getrunken und sie war schon ein bisschen angetrunken. 
„Die machen immer viel zu viel Wein rein hier in Mainz“, hatte sie gekichert und tatsächlich musste er zugeben, dass es die Winzer in der Domstadt bei den Schorlen immer sehr gut mit einem meinten und ein Mischverhältnis von 3:1 bevorzugten. Als Junge, der in Falle aufgewachsen und in der Taverne zum Mann gereift war, war das aber etwas, das es mit Respekt anzuerkennen und nicht zu bemängeln galt. Vielleicht wünschte er sich auch deshalb mindestens eine Schorle mehr intus zu haben. Alkohol als Blockade in diesem Moment unbrauchbarer Gefühle wie Scham und Vernunft. 
Während ihres Dates hatte vornehmlich sie von sich erzählt und er ihr zugehört, an den richtigen Stellen ein zustimmendes Gesicht gemacht und seine Weinschorle inhaliert. 
„Du hast ja schon wieder leer, wie schnell trinkst du denn.“ Nicht schnell genug, hatte er gedacht und dabei ein unschuldiges Lächeln aufgesetzt. 
Lisa war aus Berlin und wollte laut eigener Aussage unbedingt in einer „Kleinstadt mit Dorfcharakter“ studieren, „um sich nicht so von dem Leben in einer Großstadt blenden zu lassen“. Mainz gefiel ihr diesbezüglich sehr gut, immerhin hatten sie eine Gemeinsamkeit. Ansonsten stand sie auf Pferde – es hatte ihr scheinbar das Herz gebrochen, dass sie ihres in Berlin zurücklassen musste – die Anwaltsserie Suits, die sie auch zu ihrem Studium inspiriert hatte und Besuche im Fitnessstudio. Obwohl er sich vorstellen konnte, dass „Auftritte im Fitnessstudio“ der passendere Ausdruck gewesen wäre. Sie hatte sein Schmunzeln, das er sich bei diesem Gedanken nicht verkneifen konnte, missinterpretiert und gelacht. 
„Ja, man sieht, dass ich viel Sport mache, oder?“ Zum Beweis hatte sie neckisch ihren Bizeps angespannt und er musste zweifellos anerkennen, dass sie in ihrem schwarzen Hochsommer-Kleid, über das sie eine Lederjacke gezogen hatte, ziemlich umwerfend aussah. Er war sich ziemlich sicher, dass sie heute zusammen Sex haben würden und bestellte, um Zweifel daran von seiner Seite her auszumerzen, einen weiteren Schoppen. 
Sie saßen an einem der Tische im Sand, von denen man freien Blick auf die Wasseroberfläche hatte und in einer ihrer wenigen Redepausen dachte er, wie schön es hier war und wie wohl er sich in dieser Stadt fühlte. Es hatte ihn einiges an Überwindung gekostet, den Schritt von Falle hierherzuwagen, vor allem nach der Sache mit Charlotte. Aber es war die richtige Entscheidung gewesen, auch wenn ihm das sein bester Freund Lukas immer noch übelnahm. Er würde darüber hinwegkommen und außerdem würde er ja nächstes Wochenende wieder in die Heimat fahren, Cocktailabend in der Taverne. Konnte man gleichzeitig zwei Orte haben, die man Zuhause nannte? 
Mainz war für ihn irgendwie wie das bessere Falle, alles zehn Nummern größer und schöner, aber trotzdem ein Dorf. Wenn man abends in die Altstadt ging, konnte man zu Fuß zwischen Pub, Rhein und den Clubs pendeln, ohne dass man weite Strecken zurücklegen musste. Wenn er samstags beim Marktfrühstück den Blick gen Dom richtete, fragte er sich manchmal, wie man sich bei so einem Ausblick nicht frei fühlen konnte.
Die Menschen in der Stadt und an der Uni waren alle aufgeschlossen und sympathisch und er hatte schnell Leute gefunden, mit denen er donnerstags zum PubQuiz und samstags in die OpelArena zu den 05ern gehen konnte, ohne dass er sich in ihrer Gegenwart unwohl gefühlt hätte. Etwas, wovor er vor seinem Umzug am meisten Angst hatte. Der Dorfmensch als eigenes Wesen, das es in anderen Gruppen schwierig hat, da wenig Anpassungsfähigkeit. Er hatte sich noch nicht einmal anpassen müssen, sondern konnte er selbst sein, ohne sich anzustrengen. Ein zweites Zuhause. 
Hier war es möglich auf WG-Partys auch einmal über Politik, Literatur und Zukunftspläne zu diskutieren, unbefangen als wäre es das normalste auf der Welt, was es auch irgendwie wahrscheinlich war, nur nicht in seinem vorherigen Leben. Obwohl ihm die stundenlangen Diskussionen über Fußball, Dorffeste und Mädels in der Taverne in diesem Moment auch ziemlich fehlten und ihm tausendmal wichtiger und ehrlicher vorkamen, als alles was ihm diese Lisa heute mit auf den Weg gegeben hatte. Seine neuen Freunde und Kommilitonen waren sympathische Menschen, aber es fehlte das wortlose Verständnis, das er mit Leuten wie Lukas, Bizzi, Locke und Kaminski hatte. Bei aller Wertschätzung seiner Mainzer Bekanntschaften war er sich auch sicher, dass er eine solche Verbindung nicht mehr finden würde. Freundschaft, als die Vergewisserung der zusammen erlebten Vergangenheit.
Lukas würde sagen, er müsse sich entscheiden, Jonas würde widersprechen. Die Gefangenheit zwischen zwei Welten als Bereicherung und Verdopplung des eigenen Lebens. Der Gedanke gefiel ihm. 
Er blickte auf den Rhein, spürte den Sand unter seinen Schuhen und hörte das beständige Klatschen vom Beachvolleyballfeld, wo sich vier durchtrainierte Jungs Ende zwanzig trotz fortschreitender Dunkelheit ein packendes Match lieferten. Er hatte ein paarmal vorsichtig rübergeschielt, während Lisa von Summer, ihrer schwungvollen Holsteinerin berichtete, mit der sie einige Turniere gewonnen hatte. 
Während er verträumt die Lichtreflexionen beobachtete und ein kleines Motorboot seine Schneise in den Fluss zog, wünschte er sich, einfach alle Menschen, die ihm etwas bedeuteten in eine Tasche zu packen und hierher mitzunehmen, damit sie das Leben in dieser Stadt sehen und spüren konnte, so wie er es tat. Damit sie sahen, dass es da noch mehr gab außerhalb von Falle, nicht unbedingt besser, aber anders. Er nahm sich vor, Lukas bei ihrem nächsten Treffen von dieser utopischen Idee zu erzählen und verwarf den Gedanken sofort wieder. Sein bester Freund nahm jede Geschichte, die Jonas in Mainz erlebte als persönlichen Angriff auf ihre Freundschaft. Glück ohne ihn als Bestätigung dafür, dass sie sich auseinanderlebten. Obwohl, und das musste er sich dann schon vorwerfen lassen, sein Umzug nach Mainz auch Teile einer gemeinsam geplanten Zukunft zunichte gemacht hatte – vorerst zumindest. 
Er war dankbar, dass Lisa ihn mitten in dieser Erkenntnis unterbrach. Sie spielte mit ihrer freien Hand an einer goldenen Halskette, an der ein Muschelanhänger baumelte. Das hatte sie an diesem Abend immer in den Momenten getan, in denen sie nervös wurde, weil zwischen ihnen Redepausen entstanden waren, von denen Jonas nicht richtig wusste, wie er sie hätte füllen können. Er hatte gehofft, dass hinter dieser Kette irgendeine Geschichte mit Bedeutung steckte, so wie beispielsweise hinter seinem und Lukas‘ Armband, aber auf Nachfrage hatte sie erklärt, dass sie sie sich bei ihrem halbjährigen Aufenthalt in Australien in einem Touristenshop als Souvenir gekauft hatte. 
Jonas fragte sich in diesem Moment, ob sie sich einen Spaß daraus machte, sich selbst zu parodieren, was sie irgendwie ziemlich humorvoll gemacht hätte. Er mochte es, wenn man sich selbst nicht zu ernst nahm. „Sie erinnert mich an die Zeit dort und bedeutet mir echt viel“, hatte sie bedeutungsschwanger erklärt und Jonas musste akzeptieren, dass sie es wirklich so meinte. 
Nun spielte sie wieder an der Kette und sah ihn mit ihren unfassbaren Augen durchdringend an und Jonas hatte tatsächlich Mühe, sich nicht zu verlieren. Ein Kopfsprung ins Niedrigwasser. 
„Sollen wir noch bei mir einen Schlummertrunk nehmen?“, fragte sie mit einer Stimme, von der sie ausging, dass sie verführerisch war und sah ihn verheißungsvoll an.
Sein Schwanz jubelte triumphierend und als sein Herz scheinbar unbeteiligt die Achseln zuckte, war die Entscheidung gefallen. Charlotte hatte mal erklärt, Jonas sei immer für eine Überraschung gut. Nun ergab er sich der selbst auferlegten Berechenbarkeit. Das war es wohl, was man heutzutage „Spaß haben“ nannte.

Montag, 20. April 2020

Nie einmal noch weg, Auszug I

Er kippte sein Pils und den Jägermeister runter, verabschiedete sich von den alten Kaminskis und allen, die er sonst noch so kannte und ging mit Tochter Kaminski, Alex und seinen Klonen nach draußen. Er dachte an Jonas, Charlotte und das letzte Taubertshausener Sportfest und hätte sich gewünscht, ein Bier für unterwegs mitgenommen zu haben. Sein Oberschenkel pulsierte auf bedenkliche Art und Weise. 
Vor der Taverne atmete er kurz und tief durch, was ein Widerspruch an sich war und er musste mehrmals husten. Neben ihm stand der kalkweiße Stehtisch vor dem viel zu niedrigen Fenster der Taverne und um ihn herum zu viele Menschen, die zu weit entfernt vom Aschenbecher standen, um ihn akkurat zu treffen. 
„Kommt Bizzi eigentlich auch?“, fragte Tochter Kaminski Lukas betont unverfänglich und er nickte, während sie zum Wagen schlenderten. „Aber keine Angst, den kriegen wir schon gebändigt“, beschwichtigte Lukas, worauf sie nur komisch guckte und nichts mehr erwiderte. Er hatte das Gefühl aneinander vorbeigeredet zu haben, ohne dass irgendwer von beiden was dafür konnte, was es umso absurder machte. Sei‘s drum. 
Alex kurbelte in seinem Golf alle Scheiben herunter und drehte ein viel zu basslastiges Lied voll auf. Aux-Kabel in iPhone, eine Hand am Lenkrad und kurz Gedanken zulassen, für die während des restlichen Abends keine Zeit mehr sein würde. Lukas fühlte sich betäubt, ergo gut. Mit quietschenden Reifen fuhr sein 18-jähriger Fahrer davon und heizte durch das Dorf, bis er auf der Landstraße nach Taubertshausen angekommen war, die sehr eng und wellenförmig daherkam. Wenn uns bei diesem Tempo ein Auto entgegenkommt, dachte Lukas, haben wir eine Fünfzig-fünzig-Chance nicht von der Straße zu fliegen. Er schloss die Augen und genoss die Geschwindigkeit. 
Lukas sah verschiedene Grüntöne mit dunklen Schattierungen an sich vorbeirauschen und bedeutete Alex mit einer Geste, ob man in seinem Auto rauchen durfte. Der Fahrer zeigte ihm mit schuldbewusster Miene den Vogel und drehte die Musik kurz etwas leiser. „Den teil ich mir mit meiner Schwester, sorry“, sagte er und entschleunigte minimal, als sie auf das Ortsschild zufuhren. Lukas sah im Rückspiegel wie Tochter Kaminski über eine Nachricht lachte, die auf ihrem Handy aufgeploppt war. Dadurch, dass alle Fenster offen waren, wirbelte der Wind um alle herum, wie ein aufgepeitschter Tornado und ließ selbst die auf Anschlag gedrehten Boxen dumpf wirken. 
Plötzlich überkam Lukas ein heftiger Anfall von Schwermut darüber, wie dieser Abend bisher gelaufen war. Er sah vor sich, wie es hätte sein können. Jonas wäre natürlich da gewesen, mit ihm, Bizzi, Locke und Kaminski nach dem Training in die Taverne und erst um halb zwölf auf das Sportfest, zu fünft in ein kleines Taxi gequetscht, zur Not hätte sich Bizzi quer über die Rückbank gelegt. Ausgelassen, unbedarft, mit blindem Verständnis für die jeweils anderen, ihre Probleme, ihre Sorgen, ihre Freude. Weil es schon immer so war und weil sie eigentlich sonst nichts gebraucht hatten an diesem Abend. Gleich erst einmal an die Schnapstheke und wenn die PartyShakers ihr Live-Programm starten würden, natürlich so nah wie möglich an die Bühne, um richtig abzugehen. Irgendwann Maya gesehen und sie zu sich gezogen, ihr durchs Haar gestreichelt und sie peinlich geküsst. Mit ihr getanzt, während das wechselnde Licht sie in eine mystische Aura taucht. Ihr strahlender Blick, so als wäre er alles, was es zu sehen galt, als wäre er jemand, um den sie sich selbst beneidete. Jeder beneidete ihn um Maya. So aber vorerst das ungute Gefühl, schon verloren zu haben, bevor das Spiel überhaupt angepfiffen wurde. 
Hinten wurde ein Witz gemacht, bei dem Fahrer und Beifahrer nicht mitlachen konnten, weil der Wind in den Ohren schallerte und die Musik immer noch viel zu laut war. Sie kamen dem Sportfest langsam näher und Alex drehte allmählich leiser, weil er sich dadurch besser auf etwaige Parkplätze konzentrieren konnte. Er fand einen in der Mitte der großen Wiese neben dem Festzelt, die zum Parkplatz umfunktioniert worden war. Es standen schon circa zweihundert Autos dort, es war also schon was los, aber noch Luft nach oben. Das Sportfest des SV Taubertshausen war so ziemlich das größte in der Region, um die tausend Leute waren zu erwarten, die sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollten. 
„Wollt ihr euch nicht andere Schuhe anziehen?“, fragte Lukas die drei Jungs mit Blick auf ihre weißen Adidas Sneaker, als er sich beim Aussteigen eine Kippe angezündet hatte. 
„Dieses Jahr hat das Zelt zum ersten Mal festen Boden“, erklärte Alex achselzuckend. Lukas wusste nicht mehr, was er darauf antworten sollte und ging einfach schweigend neben den Jungs her, die jetzt eine lustige Geschichte vom letzten Jahr zum Besten gaben, als Alex wohl im Zelt eingeschlafen und vergessen worden war, am nächsten Tag aber gegen Saarbrücken in der Regionalliga zwei Tore gemacht hatte. 
Lukas wollte sich seine Belustigung nicht anmerken lassen, dachte ebenfalls an das letzte Jahr und konnte Jonas verstehen, dass er in Mainz geblieben war. Das große weiße Zelt, durch dessen Wand sich schon Gitarrenklänge und bunte Lichter den Weg nach draußen bahnten, thronte neben dem Sportgelände wie ein Schloss. Hier war vor zwölf Monaten etwas zu Ende gegangen. Er würde lügen, wenn er sagen würde, dass es ihm selbst nicht wehgetan hätte. Aber man sollte die Bedeutsamkeit von Dingen nicht danach bemessen, wie viel Schmerz sie verursacht hatten. Eigentlich hätte es Jonas und ihn enger zusammenschweißen müssen, doch die räumliche Trennung war die direkte Konsequenz des Abends gewesen. So sah er es zumindest, es war aber auch schwierig, es nicht als direkte Folge davon zu interpretieren. 
Stimmengewirr, wie ein Insektenschwarm, man konnte Vorfreude, Sehnsucht, Glückseligkeit, Ausgelassenheit, erste Küsse, heraufziehende Beziehungsprobleme und Herzknacksen heraushören. Der Klang des Sportfestes. 
„Ich geh mal die anderen suchen“, erklärte Lukas Alex und Tochter Kaminski, während er die drei Euro Eintritt bezahlte, in denen ein Freigetränk enthalten war. „Danke fürs Fahren!“ „Kein Thema, kannst dich später mit einem Bier revanchieren, ich lass das Auto stehen.“ 
Lukas nickte ihm zu und machte sich auf die Suche nach seinen Freunden, die er wie einen Schutzschild brauchte. Sie waren die geheime Zutat, die diesen Cocktail an potenziellen Emotionen, die so ein Abend auslösen konnte, in etwas Wunderbares verwandeln würden. Er ging hinein und der erste Mensch, den er sah, war Charlotte.